Donnerstag, 18. Mai 2006
Hangzhou
Ich habe schon vor einiger Zeit erzählt, dass ich mit Kim nach Hangzhou fahren wollte. Hangzhou hat ungefähr 6 Mio Einwohner und liegt 180km entfernt von Shanghai. Die Stadt ist vor allem für den Westsee (Xi Hu) bekannt. Der See war ursprünglich eine Flussbucht, die schon vor über 1000 Jahren durch Deiche und Aushebungen zu einem künstlichen See gestaltet wurde. Es wurden kleine Inseln, verschlungene Wege, Pagoden, Zickzack-und Bogenbrücken, Stege, Gärten und Pavillions rund um den See angelegt, der von bewaldeten Hügeln umgeben ist. Und das wollten wir uns mal anschauen.
Am Samstag,den 13. Mai starteten wir um 7.30 Uhr (Grausam früh) mit dem Zug am Shanghaier Bahnhof, nachdem wir uns vorsorglich beim Mackes einen Kaffee genehmigt hatten.
Die Zugfahrt dauerte 3 Stunden, obwohl wir eigentlich einen Schnellzug fuer 1 1/2 Stunden gebucht hatten. War aber nicht so schlimm. Wir hatten uns Softseater gegönnt und dann auch noch nette Leute in dem Zug kennengelernt. 2 Mütter waren mit ihren beiden Kids unterwegs nach Hangzhou. Ich habe dann die Fahrt über mit den Kindern Karten gespielt. Hat zwar etwas gedauert bis ich die Regeln gerafft habe, aber irgendwann hat es dann doch geklappt (wurde trotzdem gandenlos abgezogen) Der ältere Junge (vielleicht 10 Jahre alt) konnte schon echt gut englisch sprechen, die Kinder lernen anscheinend schon mit 8 Jahren englisch in der Schule.
Am Bahnhof angekommen, mussten wir uns dann mit den anderen Zuggästen um die Tickets für die Rückfahrt prügeln...irgendwie kann man in China keine Rückfahrt-Tickets kaufen. Das lässt eine Reise immer zum Abenteuer werden, da man nie weiss, ob man wieder zurück kommt. Konnten dann Tickets nach einer halen Stunde Gedraengel und Geschiebe ergattern und sind dann direkt in unsere Hostel gefahren, um das Gepäck abzuladen.
Die Stadt fiel schon dadurch auf, dass es kaum hohe Gebäude gab und alles sehr überschaubar war. Unser Hostel lag direkt am See in einem Hinterhof einer Dizze. War aber nett eingerichet und die Zimmer waren gemütlich (nach Hostelmaßstäben gesehen).
Nach einer kruzen Pause sind wir dann aufgebrochen um am See entlang zu spazieren und die Gegend zu erkunden. Das Wetter war nicht so toll, da es ziemlich diesig war. Dadurch kam aber eine sehr mystische Stimmung auf, weil die Huegel und der See in Dunst gehüllt wurden. Die Reiseführer haben absolut nicht übertrieben, der Westsee ist echt super schön. Vor allem blüht und grünte es überall und die Luft war herrlich frisch. Genial nach dem ganzen Dreck in Shanghai. Es waren natürlich unglaublich viele Menschen unterwegs, aber da der See und die Gaerten drum herum riesengroß sind, verliefen sich zum Glueck die Massen. Außerdem konnte man auf Nebenpfaden den ganzen Menschnen entgehen und teilweise waren wir alleine auf den Wegen unterwegs.Auf der Insel "Gushan", die durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist, liegt der Berg der Einamkeit (auch "Gushan" genannt), der ungefähr 50 Meter hoch ist und einen tollen Blick auf den See und die Landschaft drumherum erlaubt. Die Insel ist von einem Netz von verschlungenen Pfaden und Treppen überzogen, das einen zu Pavillions im Wald oder dem Teehaus auf der Hügelspitze führt. In dem Teehaus haben wir uns dann eine schöne Tasse grünen Tee gegönnt und dabei Sonnenblumenkerne geknackt (das macht man hier so bei einer Tasse Tee, ich will wieder Scones haben!). Nach einer schönen langen Pause sind wir so lange weiter gewandert bis die Füsse platt waren. Im See liegen kleine Inseln, die man per Boot erreichen kann. Wir sind dann zur " Insel im kleinem Ozean" geschippert, die selber wiederum aus 4 kleinen Seen mit Lotusblüten und Goldfischen besteht.
Inzwischen war es auch später Nachmittag geworden und das Wetter hatte sich verschlechtert.
Nach dem Inselbesuch haben uns dann Richtung Stadt aufgemacht und was zu essen gesucht. Ist ja an sich kein Problem in China, nur kann der durchschnittliche Westler kein chinesisch lesen...wir haben das Dilemma gelöst, indem wir einfach in ein Restaurant gegangen sind und der Kellner hat uns dann was auf der Karte gezeigt, was wir dann bestellt haben. Ich habe nicht die geringste Ahnung was ich gegessen habe, aber es war saumäßig gut :) und die Kellner hatte auch ihren Spaß gehabt.
Durch das frühe Aufstehen und die Herumlatscherei waren wir ziemlich platt. Wir sind dann ziemlich früh ins Bett gegangen, um dann wieder fit am nächsten Tag zu sein (um 22 Uhr, total unormal fuer uns:)
Sonntag wollten wir in "Kloster der Seelenzuflucht" (Ling yin), einem chinesisch-berühmten Buddhisten Kloster in den nahegelegenen Hügeln. Moensch, war das voll da. Am Anfang war ich echt ein bisschen angenervt, weil da so viele Menschen waren. Aber der Besuch lohnte sich total, weil das Kloster super schön ist. Es gibt 3 große Tempelhallen mit riesigen, hoelzerne Buddha-Figuren (die größte ist 19 Meter hoch), überall riecht es nach den Räucheropfern, die Menschen beten und kahlgeschorene Mönche (und Nonnen, selbst die haben eine Glatze) laufen zwischen den Touris herum. Das Kloster ist nicht kitschig und überladen wie die anderen Tempel, die ich schon gesehen haben, und wunderschön mit vielen, liebevollen Details eingerichtet. Schaut euch am besten die Fotos an, da bekommt ihr einen kleinen Eindruck von der ganzen Anlage.
Neben dem Kloster liegt der "Herbeigepflogene Gipfel" ein kleiner Hügel, in dessen Felswände Skulpturen und Reliefs geschlagen wurden. Super schön anzuschauen und interessant, mein persönliches Highlight an diesem Tag.
Da wir noch etwas Zeit hatten, sind wir auf einen anderen Hügel gefahren, auf dem Tee angebaut wird. Die Gegend um Hangzhou ist berühmt für ihren Tee, der auf Terrassen an den Hängen angebaut wird. Wir sind ein bisschen dort spazieren gegangen und haben natürlich den weltberuehmten Longjing-Tee probiert (sehr lecker übrigens). Leider waren wir ziemlich in der Pampa und kein Taxi wollte uns abholen und wieder zurück in die Stadt fahren....Da wir unseren Zug erwischen mussten, haben wir mit der Besitzerin des Teehauses eine Fahrt nach Hangzhou ausgehandelt. Mit den Kleinbus gings dann ab, unterwegs haben wir noch die Verwandtschaft eingesammelt und dann wurden wir wieder am Seeufer abgesetzt. Wir sind dann noch etwas spazieren gegangen, haben Hochzeitspäarchen beim Foto machen zugeschaut und in einem kleinem Restaurant "Bettlerhuhn" (Ist ein ganzes Huhn in Blättern gedämpft) gegessen.
Gegen halb sieben fuhren wir wieder gen Shanghai. Ziemlich ko, aber so entspannt und erholt war ich lange nicht mehr. Fotos kommen dann später:)

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