Montag, 27. März 2006
Fahrrad is wech!
trimmi, 19:46h
Mittwoch abend: Shanghai ist heute im Nebel versunken, man konnte nicht mal die Spitze des Jinmao sehen und es ist wieder kalt geworden. Heute habe ich mit Reinvestitionen und Zahlungen an die verschieden Gesellschaften von Bayer in China herum geschlagen (fragt mich nicht, welche Geldbeträge das waren, da wird einem nur schwindelig von) und wir hatten heute unser erstes Meeting für die Procurement-Datenbank. Habe ich das schon erzählt? Egal, ich bin jetzt zu faul zum Nachlesen: Der gesamte Einkauf wird zur Zeit komplett über Papier abgehandelt, man muss zuerst eine ....äh, jetzt gehen mir schon die deutschen Wörter aus, eine „Bedarfsanfrage“ ausfüllen und je nach Art der Güter darf man durch die verschiedenen Abteilungen rennen und zusätzlich seinen Chef abfangen, um sich eine bis mehrere Genehmigungsunterschriften zu holen und dann geht es erst an den Einkauf....habe ich am eigenem Leib erfahren, ist ne tierische Rennerei (Und wenn du in Bejing sitzt musst du die Papiere per Post durch Gegend schicken...) Naja, das soll jetzt auf eine Datenbank in SAP umgestellt werden. Und heute haben wir dann mal diskutiert (die anderen haben diskutiert, ich habe zugehört), was die Anforderungen sind und was alles rein muss und wie der grobe Ablauf ist. Ziemlich komplex das ganze...ich bin gespannt, wie das umgesetzt wird.
So, bin endlich in meiner neuen Wohnung und somit eine echte ShanghainesinJ! Allerdings habe ich noch nicht mein ZimmerL weil der Typ, der vorher drin wohnt, erst Montag auszieht...na ja, die 3 Tage werde ich noch aushalten. Hier erst einmal meine Adresse:
5B.NO.49, 97Nong, Song Lin Lu
Pudong, Shanghai
Tel. 0086-21 50811862 (am besten vorher auf dem Handy anrufen oder per E-Mail Bescheid sagen, da ich mir immer das Telefon von Bo besorgen muss oder was irgendwo unterwegs bin. …)
Bo, der Vermieter hat mir dann gezeigt, wo der nächste Supermarkt ist und ein paar nette Restaurants. Die Straße, in der wir wohnen, ist echt ruhig und man bekommt kaum was von dem ständigen Lärmpegel in Shanghai mit. Das einzige Manko ist, dass ich immer noch nicht so genau weiß, wo dieses Straße überhaupt liegt. Ich kann mich ganz gut am Jinmao orientieren, nur wenn das so eine Suppe wie heute morgen ist, sehe ich alt aus. Internet läuft (Jason, der Typ in meinem Zimmer, hat es eingerichtet) aber ich komme nicht auf meinen Blog drauf. Das ist vielleicht ätzend....auf der Arbeit klappt das auch nicht. Irgendwie werde ich das schon hinkriegen. Dann habe ich noch Chris, den Ami kennen gelernt. Arbeit für sein Firma aus Singapore und ist seit Anfang Januar hier. Ist ganz nett, aber ein bisschen anstrengend. Die letzte Mitbewohnerin (Tjetje oder so ähnlich) hängt die ganze Zeit in ihrem Zimmer und schreibt ihre Abschlussarbeit oder chattet mit ihren Freundinnen (laut Bo).
Samstag war ein sehr interessanter Tag, habe 2 Seiten der Shanghaier kennen gelernt. Sowohl eine sehr nette, als auch eine weniger nette. Aber erst einmal langsam. Wir haben seit Montag eine neue Praktikantin, Susanne, kommt aus Köln und bleibt 3 Monate in Shanghai. Mit ihr, Melanie (Das Mädel von letzter Woche), Sönke, Sabine (Freundin von Melanie) und Daniela (Praktikantin bei Bosch) haben wir heute eine Ausflug nach Qibao gemacht, einer restaurierten Straße mit einigen alten Handwerksbetrieben und natürlich jeder Menge zu essen. Es war zwar sehr touristisch, aber einfach nett durch die Gassen zu spazieren. Einziges Manko, es hat geregnet. Außerdem hat uns Melanie mit chinesischem Essen vertraut gemacht. Ich dachte immer, dass die keine Nachtisch können, aber es gibt durchaus sehr leckern. Sehr empfehlenswert sind heiße Küchlein mit schwarzen Bohnenmus und mit karamelierten Zucker übergossen ( sind echt genial auch wenn’s ekelig klingt). Reiskuchen und Dumpling (so ne Art Maultaschen) sind auch nicht zu verachten, aber auf jeden Fall sollte man frittierten Tofu vermeiden. Das Zeug stinkt wie Sau und schmeckt wie 1000jähriger Käse, würg! Super scheußlich...werde ich auch nie mit Freund werden. Und überall gab es Entenköpfe, Frösche und ich was weiß ich noch am Spieß....ziemlich gewöhnungsbedürftig. Wir haben es nicht probiert! Ich mein, was findet jemand daran an einem Entenkopf zu knabbern, da ist doch nix dran und außerdem sieht es komisch aus. Abends fragte Sönke Melanie, was Chinesen nicht essen würde. Sie hat lange überlegt und meinte dann nur „Autos!“ Es ist wohl ein alter Spruch, aber wurde jetzt von Melanie noch einmal bestätigt ;-))
Dann haben wir uns ein paar alte Häuser angeschaut, unter anderem eine Schnapsbrennerei (ich habe den Reisschnaps probiert, das Zeug haut einem nach einem Glas aus den Socken) und eine Heuschreckenfarm. Früher wurden Heuschrecken gezüchtet und in kleinen Arenen(also ein Tisch) kämpften 2 Heuschrecken gegeneinander und es wurde dann gewettet, welche Heuschrecke gewinnt (sowie Hahnenkämpfe). Die Champions haben sie in Alkohol eingelegt, die konnten wir uns dann anschauen...Da merkte ich dann auf einmal, dass mein Handy weg war....Erst dachte ich, dass ich es in meiner Riesentasche verloren habe, aber als mich dann Susanne angerufen hatte, war es unauffindbar...super, dachte ich, das hat mir einer am Peoples Square im Gedränge geklaut! Dann rief aber plötzlich jemand bei Susanne mit meinem Handy an. Zum Glück war Melanie dabei, die dann die ganze Sache klären konnte. Ich Trottel habe das Handy im Bus verloren (jajajaja, keine Kommentare bitte.....) und einer der Mitfahrer hat es gefunden und gesehen, das alles in englisch darauf war. Melanie hat dann die Adresse erfragt und später wollten wir dann schnell mit dem Taxi dahin fahren. Hui, noch einmal richtig Schwein gehabt! Wahrscheinlich habe ich meinen ganzen Glücksvorrat für 2006 an dem Tag verbraten. Beruhigt haben wir dann den Ausflug fortgesetzt. Als letztes wollten wir uns noch einen buddhistischen Tempel anschauen. Zuerst bestiegen wir eine 7stöckige Pagode und jeder Etage war einem bestimmten Buddha gewidmet. O, ich dachte es gibt nur einen, aber dem ist nicht so. Jeder der Buddhas hat eine bestimmte Aufgabe (wenn ich das alles richtig verstanden habe), so ist einer z.B. für das Bestehen von Prüfungen zuständig. Muss ich mich mal irgendwann schlau machen und nachlesen. Dann hatten wir das Glück, eine buddhistische Zeremonie mit Mönchen mitzubekommen. Es wurde eine Art Totenandacht gehalten und die Mönche haben für eine Verstorbenen gebetet und gesungen. Als das Singen begleitet von einer Trommel anfing, habe ich echt eine Gänsehaut bekommen, so beeindruckend klang das. Aber ansonsten wirk die buddhistische Religion total fremd auf mich. Allein der Tempel mit dem vielen Gold und den bunten, grell bemalten Heiligen und den Opfergaben davor ist halt komplett anders als zu Hause. Nach dem Tempel fuhren dann Melanie und ich das Handyholen. Der Typ war voll nett, wollte keine Finderlohn und hat sich gefreut zu helfen. Genial! Fotos von dem Ausflug folgen, sobald ich die von den anderen habe. Abends weitete sich der Regen dann zu einem richtigen eiskalten und scheußlichen Sturm aus. Ich bin dann mit der Metro nach Hause gefahren und bin total verzweifelt, weil ich kein Taxi bekommen habe. Wie erwähnt, ich wusste immer noch nicht so genau wo ich überhaupt wohne (also kannte den Rückweg nicht so genau) und bei dem Wetter fahren alle mit dem Taxi. Entweder kam kein Taxi oder wenn eins kam stürzten sich tausend Leute drauf (Das ich das Taxi heran gewunken hatte, war egal, es wurde sich einfach reingesetzt oder vors Taxi geschmissen) und dann bekam ich endlich ein Taxi nach einer halben Stunde durch Wind und Regen laufend, da wusste der nicht wo meine Straße lag! Rabääääääh! Ich musste wieder aussteigen und erneut auf die Suche gehen. Irgendwann habe ich eins dann bekommen und bin ziemlich nass, durchgefroren und endfertig nach Hause gekommen. Sonntag konnte ich ja ausschlafen.
So, das war es erst einmal, Basti stellt das jetzt hoffentlich hoch ins Netz, ich kann es Moment nicht. Fotos folgen irgendwann) Macht es gut und lasst mal was von euch hören, ich krieg hier nix mit! Bis bald und gute Nacht!
12.03.06
Sonntag, endlich ausschlafen! Habe ich dann auch ordentlich ausgenutzt. Bis 11 Uhr, herrlich! Um eins habe ich mich mit Susanne getroffen, wir wollten mal richtig schön shoppen gehen. Hier kann man sooo schön einkaufen gehenJ Wir waren auf dem Fake Market, weil Susanne ihn noch nicht kannte und dann sind wir einfach die Huaihua Lu Richtung Peoples Square gelaufen. Wenn man sich nicht auf europäische Marken festlegt, dann kann man echt schöne Sachen finden, vor allem Schuhe! Und einfach herrlichen Kleinkram kaufen...einfach klasse.
13.03.06 Mein Chef war wieder aus dem Urlaub zurück und so langsam häufte sich dann die Arbeit an. Abends ging es dann als Abschiedsessen ins Gintei und dann in die Cloud 9, weil Burkhart seinen letzten Abend hatte und am Dienstag nach Deutschland zurückflog. Und nach dem Urlaub zieht er dann nach Hongkong. Er hat dann ein Büro im 77. Stockwerk (ich fand mein 19. schon ziemlich hoch...) mit Blick aufs Meer. Hört sich nett an. Tja, ich würde mal sagen, dass sollte ich mir auch mal angucken J J J
Und ich konnte endlich in mein Zimmer rein...der Typ war endlich ausgezogen! Da ich recht spät zu Hause war, habe ich das Koffer auspacken und Zimmer einräumen auf Dienstag verschoben. Die erste Nacht war leider nicht so erquicklich, weil ich gefroren habe wie sonst was (Habe nicht gerafft, wie die Klimaanlage funktioniert....)
Und morgens dann dieses blöde Wechselduschen...daran muss ich mich echt noch gewöhnen.
14.03.06 Abends war ich in unserm Riesensupermarkt shoppen und habe mir so allerei Kram für das Zimmer geholt, damit es nicht so kahl ist. Und ich habe mir ein Fahrrad gekauft.188rmb,nagelneu , ohne Licht und Klingel und der Lenker wackelt, aber es fährt J Bin dann auch direkt zur Arbeit gedüst und ohne Angefahren zu werden sicher im Büro angekommen. Man muss sich nur daran halten, dass es 1. keine Regeln gibt und 2. der Stärkere hat immer Recht! Dann geht es echt gut. Ich muss unter anderem auch die Century-Avenue überqueren und das ist eine 8-spurige Riesenstraße...als ich dann mitten auf der Straße auf weiter Flur stand und die ganzen bekloppten Autofahrer hinter und vor mir vorbeirauschten, da ist mir doch ein bisschen anders geworden....aber ich werde es wie die Fische machen. Einfach mit möglichst vielen anderen Rollern und Fahrradfahrern eine große Masse mitten auf der Straße bilden und hoffen, dass der Raubfisch Angst hat, anzugreifen.
Meine Lenker habe ich versucht reparieren zu lassen, zweimal, aber irgendwie haben die „Fahrradspezialisten“ nichts drauf. Überall stehen kleine Fahrradanhänger mit allem möglichen Werkzeugen und Ersatzteilen herum. Ich bin einfach zu einem Repariertypen am Morgen hingelatscht, habe am Lenker gewackelt und er hat dann verstanden, dass er ihn festmachen soll...er tat erst einmal ziemlich wichtig, wackelte am Lenker und probierte dann mehrere (in meinen Augen eher etwas ungeeignete, soll jetzt nicht arrogant klingen, es war einfach so) Werkzeuge an der Schraube aus (es muss halt eine Schraube am Lenker festgedreht werden, aber ich hatte halt kein Werkzeug). Ein paar Kumpels saßen von ihm noch dabei und gaben kluge Kommentare ab (und machten wahrscheinlich ein paar Witze über Westler). Ein Passant, der gerade vorbei kam, gab dann auch noch seinen Senf ab und untersuchte meinen Lenker. Irgendwie wurde dann doch der richtige Schlüssel gefunden und dann die Schraube festgezogen. Hielt dann ungefähr bis zum nächsten Bremsen, aber ich war um ein Erlebnis reicher. Abends versuchte ich min Glück bei einem anderem Repariermenschen, aber das Ergebnis war dasselbe. Habe beschlossen am nächsten Tag Schraubenschlüssel zu kaufen und es selber zu probieren (was dann auch geklappt hat, der Lenker sitzt bombenfest....)
15.03.06 Praktikantentisch im Mural (coole Bar im Keller mit netter Deko) und danach ins Zappatas (was viel zu voll und ballermannmäßig war). Ein paar nette Leute kennen gelernt, mit denen ich vielleicht am Wochenende was machen werde. War am Anfang halt etwas komisch, aber nach der Zeit hat man doch ein paar gemeinsame Gesprächsthemen gefunden.
Wochenende: Eigentlich abends nur Party gemacht und die 2 freien Tage ziemlich faul verbracht. Freitag war frei trinken (100rmb) in der Mural mit Susanne, Frank, Pascal (einer von Bayer) und 2 Jungs vom Praktikantenstammtisch angesagt. Wieder waren da fast nur Westler (hauptsächlich Engländer hatte ich den Eindruck) und die Cocktails waren leider nicht frischt gemixt, sondern kamen aus Flaschen (?). Um halb zwei war dann Schluss mit dem Freitrinken. Da wir noch nicht müde waren, zogen wir in die Tongren Lu. Ich wage es gar nicht hier in zu schreiben, aber dass ist Party- und Rotlichtviertel von Shanghai (da sollten halt noch Clubs aufhaben um die Zeit....). Aber das hat man auch direkt gemerkt, jedenfalls an den Damen, die recht auffällig gekleidet waren....und ziemlich an den alten, westlichen Säcken, die eine junge Freundin hatten. Ziemlich ätzend und gewöhnen werde ich mich nie daran!
Bevor wir in eine Bar gehen konnten, hat sich Pascal mit dem Taxifahrer gezofft. Der Taxifahrer wollte das Wechselgeld nicht rausgeben und da Pascal kein chinesisch (und der Fahrer kein englisch spricht), hat er das auf die Weise gelöst, in dem er einfach den Autoschlüsselabgezogen hat und ausgestiegen ist. Da gab es ein Riesengeschrei, aber ohne seinen Schlüssel konnte er halt nichts machen. Irgendwann gab er dann nach und gab das Wechselgeld raus und er bekam seinen Schlüssel wieder.
Die Bar, die wir uns aussuchten, ich weiß net wie sie hieß ,war so ziemlich die letzte Absteige, hatten aber Life Musik. Ein stockschwuler Sänger und eine Sängerin versuchten das Publikum mit Queen und anderen Rocksongs die Leute zum Partymachen zu animieren. Sie konnten gut singen, aber es wirkte alles sehr komisch. Ein dicker Ami ging sogar auf die Bühne und sang mit der Sängerin ein Duett....und als dann die Sängerin zu „We will rock you“ an den Tisch kam und die Jungs zum Singen bringen wollte, habe ich mich abgerollt vor Lachen. Einfach zu genial.
Samstag habe ich nur herumgeschlunzt und Wäsche gewaschen. Abends haben dann Susanne sehr lecker Nudeln mit Shrimps gekocht (Scheiß auf die Schwermetallbelastung von Seafood in China) und dann habe ich mich mit ein paar Leuten zum Fupes in einer Kneipe in der Tongren Lu getroffen. Da habe ich dann zum ersten Mal Kinder beim Betteln erlebt...das ist echt hart. Ich bekomme immer zu hören und lese es in den Reiseführern, dass es nichts bringt, den Kindern etwas zu geben, weil sie es direkt abgeben müssen. Ich weiß es nicht, jedenfalls ist es ziemlich heftig, einerseits zu sehen wie die Kinder noch spät nachts durch die Straße laufen und andererseits sich die reichen Westler in den Bars zu laufen lassen (und ich gehöre ja auch dazu und mache am Wochenende Party). Da kommt man doch schon ins Grübeln.
20.03.2006
Heute hatte Tina, eine neue Kollegin für unsere Abteilung, ihren ersten Tag. Mein Chef ist die ganze Woche nicht da, und ich darf sie jetzt an das Thema ICS heranbringen. Den ganzen Tag nur Englisch geredet (die chinesischen Kollegen sind so höflich und geduldig, wenn ich mit meinen gruseligen Englisch angekommen...manchmal fange ich einen Satz an und dann weiß ich nicht wo er endet).
Heute Abend war ich richtig angesickt, weil mein Fahrrad irgendein Sack geklaut hat! Wäääääääääääh! Ich hänge echt an dem Fahrrad! Meine einzige Hoffung ist, dass ich es heute im Dunkeln nicht gefunden habe, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Morgen werde ich im Tageslicht mehr sehen....schniff.
So, bin endlich in meiner neuen Wohnung und somit eine echte ShanghainesinJ! Allerdings habe ich noch nicht mein ZimmerL weil der Typ, der vorher drin wohnt, erst Montag auszieht...na ja, die 3 Tage werde ich noch aushalten. Hier erst einmal meine Adresse:
5B.NO.49, 97Nong, Song Lin Lu
Pudong, Shanghai
Tel. 0086-21 50811862 (am besten vorher auf dem Handy anrufen oder per E-Mail Bescheid sagen, da ich mir immer das Telefon von Bo besorgen muss oder was irgendwo unterwegs bin. …)
Bo, der Vermieter hat mir dann gezeigt, wo der nächste Supermarkt ist und ein paar nette Restaurants. Die Straße, in der wir wohnen, ist echt ruhig und man bekommt kaum was von dem ständigen Lärmpegel in Shanghai mit. Das einzige Manko ist, dass ich immer noch nicht so genau weiß, wo dieses Straße überhaupt liegt. Ich kann mich ganz gut am Jinmao orientieren, nur wenn das so eine Suppe wie heute morgen ist, sehe ich alt aus. Internet läuft (Jason, der Typ in meinem Zimmer, hat es eingerichtet) aber ich komme nicht auf meinen Blog drauf. Das ist vielleicht ätzend....auf der Arbeit klappt das auch nicht. Irgendwie werde ich das schon hinkriegen. Dann habe ich noch Chris, den Ami kennen gelernt. Arbeit für sein Firma aus Singapore und ist seit Anfang Januar hier. Ist ganz nett, aber ein bisschen anstrengend. Die letzte Mitbewohnerin (Tjetje oder so ähnlich) hängt die ganze Zeit in ihrem Zimmer und schreibt ihre Abschlussarbeit oder chattet mit ihren Freundinnen (laut Bo).
Samstag war ein sehr interessanter Tag, habe 2 Seiten der Shanghaier kennen gelernt. Sowohl eine sehr nette, als auch eine weniger nette. Aber erst einmal langsam. Wir haben seit Montag eine neue Praktikantin, Susanne, kommt aus Köln und bleibt 3 Monate in Shanghai. Mit ihr, Melanie (Das Mädel von letzter Woche), Sönke, Sabine (Freundin von Melanie) und Daniela (Praktikantin bei Bosch) haben wir heute eine Ausflug nach Qibao gemacht, einer restaurierten Straße mit einigen alten Handwerksbetrieben und natürlich jeder Menge zu essen. Es war zwar sehr touristisch, aber einfach nett durch die Gassen zu spazieren. Einziges Manko, es hat geregnet. Außerdem hat uns Melanie mit chinesischem Essen vertraut gemacht. Ich dachte immer, dass die keine Nachtisch können, aber es gibt durchaus sehr leckern. Sehr empfehlenswert sind heiße Küchlein mit schwarzen Bohnenmus und mit karamelierten Zucker übergossen ( sind echt genial auch wenn’s ekelig klingt). Reiskuchen und Dumpling (so ne Art Maultaschen) sind auch nicht zu verachten, aber auf jeden Fall sollte man frittierten Tofu vermeiden. Das Zeug stinkt wie Sau und schmeckt wie 1000jähriger Käse, würg! Super scheußlich...werde ich auch nie mit Freund werden. Und überall gab es Entenköpfe, Frösche und ich was weiß ich noch am Spieß....ziemlich gewöhnungsbedürftig. Wir haben es nicht probiert! Ich mein, was findet jemand daran an einem Entenkopf zu knabbern, da ist doch nix dran und außerdem sieht es komisch aus. Abends fragte Sönke Melanie, was Chinesen nicht essen würde. Sie hat lange überlegt und meinte dann nur „Autos!“ Es ist wohl ein alter Spruch, aber wurde jetzt von Melanie noch einmal bestätigt ;-))
Dann haben wir uns ein paar alte Häuser angeschaut, unter anderem eine Schnapsbrennerei (ich habe den Reisschnaps probiert, das Zeug haut einem nach einem Glas aus den Socken) und eine Heuschreckenfarm. Früher wurden Heuschrecken gezüchtet und in kleinen Arenen(also ein Tisch) kämpften 2 Heuschrecken gegeneinander und es wurde dann gewettet, welche Heuschrecke gewinnt (sowie Hahnenkämpfe). Die Champions haben sie in Alkohol eingelegt, die konnten wir uns dann anschauen...Da merkte ich dann auf einmal, dass mein Handy weg war....Erst dachte ich, dass ich es in meiner Riesentasche verloren habe, aber als mich dann Susanne angerufen hatte, war es unauffindbar...super, dachte ich, das hat mir einer am Peoples Square im Gedränge geklaut! Dann rief aber plötzlich jemand bei Susanne mit meinem Handy an. Zum Glück war Melanie dabei, die dann die ganze Sache klären konnte. Ich Trottel habe das Handy im Bus verloren (jajajaja, keine Kommentare bitte.....) und einer der Mitfahrer hat es gefunden und gesehen, das alles in englisch darauf war. Melanie hat dann die Adresse erfragt und später wollten wir dann schnell mit dem Taxi dahin fahren. Hui, noch einmal richtig Schwein gehabt! Wahrscheinlich habe ich meinen ganzen Glücksvorrat für 2006 an dem Tag verbraten. Beruhigt haben wir dann den Ausflug fortgesetzt. Als letztes wollten wir uns noch einen buddhistischen Tempel anschauen. Zuerst bestiegen wir eine 7stöckige Pagode und jeder Etage war einem bestimmten Buddha gewidmet. O, ich dachte es gibt nur einen, aber dem ist nicht so. Jeder der Buddhas hat eine bestimmte Aufgabe (wenn ich das alles richtig verstanden habe), so ist einer z.B. für das Bestehen von Prüfungen zuständig. Muss ich mich mal irgendwann schlau machen und nachlesen. Dann hatten wir das Glück, eine buddhistische Zeremonie mit Mönchen mitzubekommen. Es wurde eine Art Totenandacht gehalten und die Mönche haben für eine Verstorbenen gebetet und gesungen. Als das Singen begleitet von einer Trommel anfing, habe ich echt eine Gänsehaut bekommen, so beeindruckend klang das. Aber ansonsten wirk die buddhistische Religion total fremd auf mich. Allein der Tempel mit dem vielen Gold und den bunten, grell bemalten Heiligen und den Opfergaben davor ist halt komplett anders als zu Hause. Nach dem Tempel fuhren dann Melanie und ich das Handyholen. Der Typ war voll nett, wollte keine Finderlohn und hat sich gefreut zu helfen. Genial! Fotos von dem Ausflug folgen, sobald ich die von den anderen habe. Abends weitete sich der Regen dann zu einem richtigen eiskalten und scheußlichen Sturm aus. Ich bin dann mit der Metro nach Hause gefahren und bin total verzweifelt, weil ich kein Taxi bekommen habe. Wie erwähnt, ich wusste immer noch nicht so genau wo ich überhaupt wohne (also kannte den Rückweg nicht so genau) und bei dem Wetter fahren alle mit dem Taxi. Entweder kam kein Taxi oder wenn eins kam stürzten sich tausend Leute drauf (Das ich das Taxi heran gewunken hatte, war egal, es wurde sich einfach reingesetzt oder vors Taxi geschmissen) und dann bekam ich endlich ein Taxi nach einer halben Stunde durch Wind und Regen laufend, da wusste der nicht wo meine Straße lag! Rabääääääh! Ich musste wieder aussteigen und erneut auf die Suche gehen. Irgendwann habe ich eins dann bekommen und bin ziemlich nass, durchgefroren und endfertig nach Hause gekommen. Sonntag konnte ich ja ausschlafen.
So, das war es erst einmal, Basti stellt das jetzt hoffentlich hoch ins Netz, ich kann es Moment nicht. Fotos folgen irgendwann) Macht es gut und lasst mal was von euch hören, ich krieg hier nix mit! Bis bald und gute Nacht!
12.03.06
Sonntag, endlich ausschlafen! Habe ich dann auch ordentlich ausgenutzt. Bis 11 Uhr, herrlich! Um eins habe ich mich mit Susanne getroffen, wir wollten mal richtig schön shoppen gehen. Hier kann man sooo schön einkaufen gehenJ Wir waren auf dem Fake Market, weil Susanne ihn noch nicht kannte und dann sind wir einfach die Huaihua Lu Richtung Peoples Square gelaufen. Wenn man sich nicht auf europäische Marken festlegt, dann kann man echt schöne Sachen finden, vor allem Schuhe! Und einfach herrlichen Kleinkram kaufen...einfach klasse.
13.03.06 Mein Chef war wieder aus dem Urlaub zurück und so langsam häufte sich dann die Arbeit an. Abends ging es dann als Abschiedsessen ins Gintei und dann in die Cloud 9, weil Burkhart seinen letzten Abend hatte und am Dienstag nach Deutschland zurückflog. Und nach dem Urlaub zieht er dann nach Hongkong. Er hat dann ein Büro im 77. Stockwerk (ich fand mein 19. schon ziemlich hoch...) mit Blick aufs Meer. Hört sich nett an. Tja, ich würde mal sagen, dass sollte ich mir auch mal angucken J J J
Und ich konnte endlich in mein Zimmer rein...der Typ war endlich ausgezogen! Da ich recht spät zu Hause war, habe ich das Koffer auspacken und Zimmer einräumen auf Dienstag verschoben. Die erste Nacht war leider nicht so erquicklich, weil ich gefroren habe wie sonst was (Habe nicht gerafft, wie die Klimaanlage funktioniert....)
Und morgens dann dieses blöde Wechselduschen...daran muss ich mich echt noch gewöhnen.
14.03.06 Abends war ich in unserm Riesensupermarkt shoppen und habe mir so allerei Kram für das Zimmer geholt, damit es nicht so kahl ist. Und ich habe mir ein Fahrrad gekauft.188rmb,nagelneu , ohne Licht und Klingel und der Lenker wackelt, aber es fährt J Bin dann auch direkt zur Arbeit gedüst und ohne Angefahren zu werden sicher im Büro angekommen. Man muss sich nur daran halten, dass es 1. keine Regeln gibt und 2. der Stärkere hat immer Recht! Dann geht es echt gut. Ich muss unter anderem auch die Century-Avenue überqueren und das ist eine 8-spurige Riesenstraße...als ich dann mitten auf der Straße auf weiter Flur stand und die ganzen bekloppten Autofahrer hinter und vor mir vorbeirauschten, da ist mir doch ein bisschen anders geworden....aber ich werde es wie die Fische machen. Einfach mit möglichst vielen anderen Rollern und Fahrradfahrern eine große Masse mitten auf der Straße bilden und hoffen, dass der Raubfisch Angst hat, anzugreifen.
Meine Lenker habe ich versucht reparieren zu lassen, zweimal, aber irgendwie haben die „Fahrradspezialisten“ nichts drauf. Überall stehen kleine Fahrradanhänger mit allem möglichen Werkzeugen und Ersatzteilen herum. Ich bin einfach zu einem Repariertypen am Morgen hingelatscht, habe am Lenker gewackelt und er hat dann verstanden, dass er ihn festmachen soll...er tat erst einmal ziemlich wichtig, wackelte am Lenker und probierte dann mehrere (in meinen Augen eher etwas ungeeignete, soll jetzt nicht arrogant klingen, es war einfach so) Werkzeuge an der Schraube aus (es muss halt eine Schraube am Lenker festgedreht werden, aber ich hatte halt kein Werkzeug). Ein paar Kumpels saßen von ihm noch dabei und gaben kluge Kommentare ab (und machten wahrscheinlich ein paar Witze über Westler). Ein Passant, der gerade vorbei kam, gab dann auch noch seinen Senf ab und untersuchte meinen Lenker. Irgendwie wurde dann doch der richtige Schlüssel gefunden und dann die Schraube festgezogen. Hielt dann ungefähr bis zum nächsten Bremsen, aber ich war um ein Erlebnis reicher. Abends versuchte ich min Glück bei einem anderem Repariermenschen, aber das Ergebnis war dasselbe. Habe beschlossen am nächsten Tag Schraubenschlüssel zu kaufen und es selber zu probieren (was dann auch geklappt hat, der Lenker sitzt bombenfest....)
15.03.06 Praktikantentisch im Mural (coole Bar im Keller mit netter Deko) und danach ins Zappatas (was viel zu voll und ballermannmäßig war). Ein paar nette Leute kennen gelernt, mit denen ich vielleicht am Wochenende was machen werde. War am Anfang halt etwas komisch, aber nach der Zeit hat man doch ein paar gemeinsame Gesprächsthemen gefunden.
Wochenende: Eigentlich abends nur Party gemacht und die 2 freien Tage ziemlich faul verbracht. Freitag war frei trinken (100rmb) in der Mural mit Susanne, Frank, Pascal (einer von Bayer) und 2 Jungs vom Praktikantenstammtisch angesagt. Wieder waren da fast nur Westler (hauptsächlich Engländer hatte ich den Eindruck) und die Cocktails waren leider nicht frischt gemixt, sondern kamen aus Flaschen (?). Um halb zwei war dann Schluss mit dem Freitrinken. Da wir noch nicht müde waren, zogen wir in die Tongren Lu. Ich wage es gar nicht hier in zu schreiben, aber dass ist Party- und Rotlichtviertel von Shanghai (da sollten halt noch Clubs aufhaben um die Zeit....). Aber das hat man auch direkt gemerkt, jedenfalls an den Damen, die recht auffällig gekleidet waren....und ziemlich an den alten, westlichen Säcken, die eine junge Freundin hatten. Ziemlich ätzend und gewöhnen werde ich mich nie daran!
Bevor wir in eine Bar gehen konnten, hat sich Pascal mit dem Taxifahrer gezofft. Der Taxifahrer wollte das Wechselgeld nicht rausgeben und da Pascal kein chinesisch (und der Fahrer kein englisch spricht), hat er das auf die Weise gelöst, in dem er einfach den Autoschlüsselabgezogen hat und ausgestiegen ist. Da gab es ein Riesengeschrei, aber ohne seinen Schlüssel konnte er halt nichts machen. Irgendwann gab er dann nach und gab das Wechselgeld raus und er bekam seinen Schlüssel wieder.
Die Bar, die wir uns aussuchten, ich weiß net wie sie hieß ,war so ziemlich die letzte Absteige, hatten aber Life Musik. Ein stockschwuler Sänger und eine Sängerin versuchten das Publikum mit Queen und anderen Rocksongs die Leute zum Partymachen zu animieren. Sie konnten gut singen, aber es wirkte alles sehr komisch. Ein dicker Ami ging sogar auf die Bühne und sang mit der Sängerin ein Duett....und als dann die Sängerin zu „We will rock you“ an den Tisch kam und die Jungs zum Singen bringen wollte, habe ich mich abgerollt vor Lachen. Einfach zu genial.
Samstag habe ich nur herumgeschlunzt und Wäsche gewaschen. Abends haben dann Susanne sehr lecker Nudeln mit Shrimps gekocht (Scheiß auf die Schwermetallbelastung von Seafood in China) und dann habe ich mich mit ein paar Leuten zum Fupes in einer Kneipe in der Tongren Lu getroffen. Da habe ich dann zum ersten Mal Kinder beim Betteln erlebt...das ist echt hart. Ich bekomme immer zu hören und lese es in den Reiseführern, dass es nichts bringt, den Kindern etwas zu geben, weil sie es direkt abgeben müssen. Ich weiß es nicht, jedenfalls ist es ziemlich heftig, einerseits zu sehen wie die Kinder noch spät nachts durch die Straße laufen und andererseits sich die reichen Westler in den Bars zu laufen lassen (und ich gehöre ja auch dazu und mache am Wochenende Party). Da kommt man doch schon ins Grübeln.
20.03.2006
Heute hatte Tina, eine neue Kollegin für unsere Abteilung, ihren ersten Tag. Mein Chef ist die ganze Woche nicht da, und ich darf sie jetzt an das Thema ICS heranbringen. Den ganzen Tag nur Englisch geredet (die chinesischen Kollegen sind so höflich und geduldig, wenn ich mit meinen gruseligen Englisch angekommen...manchmal fange ich einen Satz an und dann weiß ich nicht wo er endet).
Heute Abend war ich richtig angesickt, weil mein Fahrrad irgendein Sack geklaut hat! Wäääääääääääh! Ich hänge echt an dem Fahrrad! Meine einzige Hoffung ist, dass ich es heute im Dunkeln nicht gefunden habe, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Morgen werde ich im Tageslicht mehr sehen....schniff.
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